Für unsere Installation „Am Feuer“ auf der ibug 22 in Flöha haben wir das aus der buddhistischen Kulturpraxis stammende Mandala als strukturgebendes Element gewählt, weil dieses als Hilfsmittel dient, spirituelle Zusammenhänge figurativ zu verinnerlichen bzw. darzustellen.
Unser Mandala ist kreisrund und hat einen Durchmesser von circa 6 Metern. Es wurde in den beiliegenden Fotos in einer alten Fabrikhalle, im Rahmen eines Kunstfestivals, in einem Stützenfeld von circa 5 auf 5 Metern aufgebaut, und in der Tradition eines buddhistischen Mandalas nach Fertigstellung zusammengekehrt. Diese Installation kann an einem anderen geeigneten Ort ein weiteres Mal aufgebaut werden.
In unserer Arbeit setzen wir uns mit dem Krieg in der Ukraine auseinander, der von widersprüchlichen ökonomischen und politischen Machtinteressen begleitet und befeuert wird. Dabei geht es uns weniger um den Konflikt an sich bzw. seine direkten Akteure und deren Motivation, sondern um die direkten und indirekten Folgen des Krieges, die sich weit über die Ukraine hinaus erstrecken. Diese Folgen sind Lasten, welche sehr ungleich verteilt sind und dennoch getragen werden müssen.
Im Zentrum der Installation ist ein Lagerfeuer aufgebaut, um das sich in der kreisförmigen Regelmäßigkeit eines Mandalas Gewehre scharen. Die Anführer einer multipolaren Welt belauern sich gegenseitig um wichtige Ressourcen wie Rohstoffe und Märkte zu erobern, durch die Ihre Nationen politische Macht und Tragweite erlangen möchten. Dennoch sind sie gezwungen, sich am Feuer einer voneinander abhängigen Welt zu wärmen. Die Gewehre sind schussbereit und stehen sich gegenüber. Es ist die Darstellung einer Eskalationsstufe, die wir bereits aus den Zeiten des kalten Kriegs kennen und auf die wir in der aktuellen Krise unweigerlich zusteuern, wenn keiner der Akteure Bereitschaft für eine diplomatische Lösung zeigt und sich der Konflikt mit weiteren Tabubrüchen immer weiter zuspitzt.
Während im Zentrum eine absurde Lagerfeuerromantik dargestellt wird, hinterfragen wir in den äußeren Zonen unseres Mandalas durch verschiedene sich wiederholende Elemente, sehr konkret einzelne, den Krieg betreffende politische und wirtschaftliche Auswirkungen, Handlungsweisen und Meinungen. Zum Beispiel die als Folge des Krieges proklamierte Ernährungskrise, welche sich durch die Spekulation mit Agrargütern, bereits seit 2015 abzeichnet und in einer Preissteigerung für Grundnahrungsmittel von 40% in den letzten 2 Jahren vor Kriegsbeginn mündet. In unserer Installation verwenden wir deshalb Pasta aus Hartweizengrieß als formgebendes Element. Pflanzenölflaschen als Spekulationssymbole spielen ebenso auf die Thematik des Hungers als direkte und indirekte Kriegsfolge an.
Dabei stellt sich auch die Frage, wer die Last des Krieges letztendlich trägt? Die leidende ukrainische Zivilbevölkerung, Frauen als Opfer sexueller Gewalt, die unter Hunger leidende Bevölkerung in Ländern die von Nahrungsmittel- Importen abhängig sind – es zeigt sich, dass die Folgen des Krieges komplex und tiefgreifend sind. Wie lässt sich diese Last bewusst machen, bewältigen und auf viele Schultern verteilen? Bedarf es dazu nicht mehr als Waffenlieferungen und sich ändernde Ressourcendeals?
Das Mandala dient auch als Form, sich der aus dem Krieg ergebenden Komplexität innerlich zu nähern und einen assoziativen, bewusst werdenden Ausdruck für ein uns alle überforderndes Ereignis zu finden.